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Kulturmanager, Literat & Satiriker |
„Was ist ein Papst, Papi Hubertus?“
„Ein Papst ist der höchste Priester, der summus sacerdos der katholischen Kirche, die weltweit mehr als 1,4 Milliarden Mitglieder hat, die durch die Taufe zu Mitgliedern dieser Kirche wurden und werden, mein Luca, und die glauben, dass sie nach dem Tode in den Himmel kommen.“
„Und was ist der Himmel?“
„Wenn ich es wüsste, könnte ich es dir erklären, Luca.“
„Und warum weißt du das nicht? Ich höre immer wieder, wenn ich unter dem Tisch beim Frühstück liege, auf deinen oder Mamis Füßen, dass Mami zu dir sagt, warum weißt du das nicht, du weißt doch sonst immer alles?“
„Das menschliche Wissen ist begrenzt, aber die Phantasie kennt keine Grenzen, vor allem nicht die Phantasie der Priester, denn sie ist noch größer als die der Dichter. Auch gibt es nicht nur die Katholische Kirche, sondern es gab und gibt unübersehbar viele christlichen Kirchen, deren Priester und Pastoren behaupten, die einzig wahre Kirche zu sein, und nur durch ihre Kirche würde man in den Himmel kommen.“
„Das ist für einen kleinen Hund sehr verwirrend, Papi.“
„Du bist ein Tibetapso, und deine Rasse stammt aus Tibet, und sie gilt als liebeswürdig, empfindlich, anhänglich, sanftmütig, doch auch als reserviert und energisch, Eigenschaften, die auch auf dich ganz besonders zutreffen, mein lieber Luca, und darüber hinaus glaube ich, dass du ein Philosoph bist, der sich über die Welt und die Menschen seine Gedanken macht, cogito ergum sum, ich denke, also bin ich. Diese Worte stammen von Rene Descartes, einem bedeutenden Philsophen, und das gilt auch für dich, mein Hundeschatz“
„Und haben die Päpste große Macht?“
„Das ist eine schwierige Frage, die ich wie folgt zu beantworten versuche. Wer glaubt, dass man durch die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche in den Himmel kommt, für den haben die Päpste und die Bischöfe, es sind mehr als 5000 – weltweit, sehr viel Macht. Wer das nicht glaubt, für den sind es Männer, die sich in altrömisch kaiserliche Gewänder kleiden, und Mitren aufsetzen lassen, und Gebete murmeln, die nichts als Hokuspokus sind, mein Luca.“
„Und was ist Hokuspokus?
„Hokuspokus ist ein Zauberspruch, dessen Worte keinen Sinn machen, der im 17. Jahrhundert in England gebräuchlich wurde. Vermutlich, mein Luca, geht der Begriff auf die heilige Messe in der katholischen Kirche zurück, denn die Päpste, Bischöfe und Priester sprechen während der Wandlung die Worte: Hoc est enim corpus meum, und da die meisten Menschen kein Latein verstanden, die Sprache der Kirche, hörten sie vermutlich hocus pocus, und der Begriff setzte sich für Zaubersprüche durch.“
„Und was ist eine Wandlung, mein Papi?“
„In der Missa santa, der Heiligen Messe, verwandelt der Papst oder jeder Priester, Brot in das Fleisch Jesu Christi, und Wein in sein Blut, mein Luca, und spricht dabei angeblich die Worte, die Jesus beim letzten Abendmahl sprach: Hoc est enim corpus meum, quod pro vobis tradetur, oder in Deutsch, es ist die Sprache, die auch du verstehst, denn wenn ich dich frage, möchtest du noch ein Leckerli, wedelst du mit dem Schwanz - das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
„Was Menschenmänner sich alles ausdenken, und ausgedacht, ist für deinen Luca nicht zu fassen, und schwer zu begreifen.“
„Für deinen Papi auch, mein Luca.“
„Und gab es schon immer Päpste, Papi Hubertus?“
„Jesus von Nazareth ist der Gründer der Kirche, dessen Tod durch eine der grausamsten und schmerzhafteten Hinrichtungsarten vollzogen wurde. Er wurde gekreuzigt, mein Luca, und zwar vermutlich im Jahre 30 unserer Zeitrechnung, nach der römischen Zeitrechnung im Jahre 710, die mit der Gründung der Stadt Rom begann, zur Zeit des Kaisers Tiberius. Und es bildeten sich erste Gemeinden seiner Jünger in Jerusalem, Samaria, Antiochia und Damaskus. Jesus und seine Jünger waren Juden, die das Judentum erneuern wollten, die in der römischen Provinzhauptstadt Antiochia zum ersten male als Christianoi, Christiani oder auch Christen, Anhänger des Christus genannt wurden. So bezeichneten sie die Römer, nach ihrem Anführer, den die Jesusanhänger mit dem griechischen Hoheitstitel Christós oder in der lateinischen Sprache Christus, das Wort bedeutet der Gesalbte, auf Hebräisch maschiach, oder auf Latein Messias, mein Luca, nannten. Und du bist nach einem der vier Evangelisten benannt. In Rom sind Christen ab dem Jahre 45 , beziehungsweise dem Jahre 798 nach dem Römischen Kalender nachgewiesen, zur Zeit des Kaiser Claudius, er war der vierte Kaiser nach Kaiser Augustus. Und Petrus war der erste Papst, der in der Liste der Päpste geführt wird.“
„Und was war dieser Petrus, bevor er Papst wurde – mein Papi?“
„Fischer, der in Bethsaida geboren wurde, wie die Apostel Andreas und Philippus. Bethsaida heißt in unserer, deiner und meiner Sprache „Haus des Fischfangs,“ mein Luca. Die Stadt existiert heute nicht mehr. Petrus war einer der zwölf Jünger Jesu, und wird als Mitglied der Urgemeinde von Jerusalem bezeichnet. Die Quellen über sein Leben sind mehr oder weniger Legenden, denn als wissenschaftlich belegt, und ob dieser Petrus jemals den Boden Roms betreten hat, wird von Wissenschaftlern bezweifelt. Doch für die Kirche ist er der erste Papst ihrer Geschichte und Leo XIV. ist der 267. Papst, mein Luca, in der Nachfolge dieses Petrus, dessen Grab in der Peterskirche in Rom ist, über das sich die Kuppel des Michelangelo wölbt, die im Jahre 1590 vollendet wurde. Den Auftrag zum Bau der neuen Peterskirche, die an Stelle der von Kaiser Konstantin ab dem Jahre 324 erbauten romanischen Basilika errichtet wurde, war Papst Julius II.. Und Andreas, der Bruder des Petrus, wurde zum Nationalheiligen der Ukraine, Russlands, Schottlands und Rumäniens. Er gilt als der erste Bischof von Konstantinopel, denn die Liste der Patriarchen von Konstantinopel beginnt mit ihm, mein Luca.“
„Und wer ist Gott?“
„Das weiß niemand, denn kein Mensch hat diesen Gott der Juden und Christen je gesehen oder seine Stimme gehört, aber mehr als zwei Milliarden Menschen, die christlichen Kirchen angehören, glauben dass es ihn gibt.“
„Wie ist das möglich?“
„Der Homo Sapiens, der Mensch, ist wahrscheinlich vor dreihunderttausend Jahren in Afrika entstanden. Die ältesten Fossilien des Menschen wurden in Äthiopien und Marokko gefunden, mein Luca, und weil die Menschen die Gesetze der Natur nicht begreifen konnten, denke nur an den Mond, der für die Menschen ständig seine Gestalt verändert, und weil sie weder ahnten noch wissen konnten, wie alles entstanden, schufen sie sich Götter, denn es musste ja einen Ursprung geben, denn aus Nichts kann nichts entstehen. Und so glaubten und dachten sie, dass es ihnen unbekannte Wesen geben müsse, die das alles erschaffen hatten, die Bäume, Pflanzen, die Lebewesen, auch sie selbst, und sie machten sich Götter nach ihrem Ebenbilde, denen sie all das Können andichteten, welches sie selbst nicht konnten, und für sie unbegreiflich war. Und sie fürchteten sich vor Unwettern, zum Beispiel Blitzen, und glaubten, dass es ihre Götter wären, welche Donner und Blitze auf die Erde sendeten, verbunden mit starken Regenfällen. Denn was tust du, wenn es blitzt und donnert, mein Luca? Du ziehst dich ins Untergeschoss unseres Hauses zurück, und wenn die Blitze und Donner vorbei sind, der Regen aufhört, gehst du in den Garten, mein Luca, und atmest die frische Luft wie Mami und Papi.“
„Und wer ist Trump? Ich höre, wenn ich unter dem Frühstückstisch liege, immer diesen Namen, fast noch öfter, wie den Namen Jesus.“
„Donald Trump ist der Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika, und ein mächtiger Mann, mein Luca.“
„Mächtiger als dieser Jesus?“
„Dieser Jesus war nie mächtig, die Nachfolger des Petrus, die Päpste waren es. Sie waren Jahrhunderte allmächtig oder wähnten sich allmächtig, domini vitae et mortis erant, sie waren Herrn über Leben und Tod.“
„Alles, was du sagst, ist für deinen Luca sehr verwirrend, Papi Hubertus. Aber ich habe ein wunderbares Leben bei dir und Mami.“
„Und wir lieben dich, et te amamus, und haben ein wunderbares Leben mit dir, vita mirabilis tecum, unserem Luca.“